Knoten Frankfurt und Fernbahntunnel

 

Am 13. September 2023 lud das Bündnis Verkehrswende Frankfurt in das dortige DGB-Haus zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema Fernbahntunnel ein. Ansatzpunkte waren die jeweils knapp halbstündigen Vorträge von Gerd-Dietrich Bolte, Leiter des Bereichs Mitte von DB Netz, und Klaus Gietinger, Initiative Frankfurt22 in Vertretung der Tunnelkritiker. Einmal mehr wurde deutlich, dass man ohne eine gemeinsam erarbeitete Faktenbasis zu oft aneinander vorbei redet.

Die gegensätzlichen Grundsatzpositionen, die sich vordergründig um die zugespitzte Frage „Tunnel ja oder nein“ drehen, waren von Anfang an klar. Gerd-Dietrich Bolte betonte die sprunghaften Kapazitätssteigerungen bei gleichzeitig geringen bauzeitlichen Eingriffen durch den Fernbahntunnel.

Die DB plant oberirdische Ausbaumaßnahmen unabhängig vom Fernbahntunnel (Grafik: DB)

[1] Knoten Frankfurt-Stadion
[2] Nordmainische S-Bahn
[3] Homburger Damm
[4] Oberirdische Maßnahmen Frankfurt Hbf
[5] Frankfurt Süd incl. Vorlandbrücken
[6] Fernbahntunnel Frankfurt
[7] Elektronisches Stellwerk Frankfurt Louisa/Forsthaus


Dr. Alexander Nolte, technischer Projektleiter, berichtete von den Bemühungen der DB, dem klassischen Beton ebenbürtige oder gar überlegene Werkstoffe einzusetzen, die zur Verringerung des CO2-Ausstoßes bei der Herstellung von Beton beitragen, und stellte entsprechende Werkstoffproben vor.

Klaus Gietinger postulierte überraschender Weise, dass es real gar keine Verkehrswende geben werde und man auch insofern den Tunnel gar nicht bräuchte. Friedhelm Ardelt-Theek vom Aktionsbündnis unmenschliche Autobahn gegen den Riederwaldtunnel (AUA) verstieg sich gar zu der allgemeinen Grundsatzforderung nach konsequenter Verkehrsreduzierung, auch beim ÖV.

Streckenweise zeigte die Diskussion eher Ansätze eines fundamentalistischen Kulturkampfes als die einer rationalen Diskussion über die nötige Weiterentwicklung des Eisenbahnnetzes. Die Verkehrswendeszene in Frankfurt schien selbst nicht zu wissen, was sie in Bezug auf die Entwicklung des Bahnverkehrs eigentlich will.

Die DB wiederum scheint verstanden zu haben, warum intensive Kommunikation gerade bei diesem Projekt enorm wichtig ist, um das lange vernachlässigte Feld nicht anderen zu überlassen.


Forderungen von Pro Bahn & Bus

  • Vertiefte Betrachtung und Kommunikation aller oberirdischen Ausbau-Bausteine im Gesamtkorridor Hanau Hbf - Frankfurt Hbf

  • Durchgehende Viergleisigkeit im Tunnel-Bündelungsabschnitt zwischen dem neuen Tiefbahnhof und der nord- und südmainischen Verzweigung im Bereich Gerbermühle/Osthafen

  • Ausbau des Knotens Offenbach zwischen Offenbach Ost und Frankfurt Südbahnhof mit zusätzlichen Gleisen und für höhere Geschwindigkeiten

  • Gesamtkonzept für den Knotenbereich Hanau einschließlich Wolfgang, Rauschwald, Großkrotzenburg und der Odenwaldbahn

  • Konsequente Umsetzung des Güterzug-Bypasses zwischen Hanau Rauschwald und dem Knoten Darmstadt einschließlich Ertüchtigung der Strecke Aschaffenburg - Darmstadt hinsichtlich Kapazität und Streckenhöchstgeschwindigkeit.

  • Gesamtkonzept zur Behebung der Engpässe rund um die Flughafenbahnhöfe sowie im Korridor nach Wiesbaden und Mainz

  • Gesamtkonzept für den Hauptbahnhofsvorplatz: Einbindung der neuen Fußwegebeziehungen und Vorplätze im Norden und Süden (zusätzlicher Quertunnel) in das anzupassende Straßenbahnnetz mit der Stadt Frankfurt.

Zwischen Frankfurt Süd und Offenbach (Blickrichtung) soll der Offenbacher Ast des Fernbahntunnels wieder an die Oberfläche kommen. Bild: Christian Behrendt

 
Daniel Junghans